Seit meiner neuen Stelle habe ich neben den Aufgaben im Job noch eine weitere tägliche Challenge zu bewältigen: Der Kampf durch die Rush Hour auf der Südosttangente.

Wenn ich meinen Fahrstil beschreiben müsste, würde ich mit hoch erhobenen Hauptes sagen, “ich bin ein typischer Sonntagsfahrer” – ohne Hut, naja manchmal schon, aber wir reden jetzt ja vom Klischee und nicht vom realen Hut.

Viele werden vielleicht mit den Augen rollen, aber ich stehe dazu. Ich finde es unnötig, sich wegen jeden freien Zentimeter zu stressen und sofort die Spur zu wechseln, am Besten auch noch jemanden dabei zu schneiden, wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht, 2,3 Sekunden schneller ans Ziel zu kommen. Ganz ehrlich? Dafür sind mir meine Nerven zu schade.

Vielleicht hängt es auch mit meinem Auto, darf ich vorstellen: Luca, zusammen. Mit seinen gemächlichen 60 PS fällt rasen oder plötzliches Gas geben, sodass man ruckartig in den Sitz gepresst wird, flach.

Wenn ich mir aber meine “Leidensgenossen” ansehe, die womöglich ebenfalls täglich die Challenge mit der berüchtigten Südosttangente inklusive ihrer vier (!) aktuellen Baustellen – 200 Meter von meiner Wohnung beginnend bis zu meiner Abfahrt – auf sich nehmen und eine regelmäßige Rallye daraus machen, bewundere ich deren Antrieb und Entschlossenheit.

Besonderes Zuckerl für die Rennfahrer sind augenscheinlich die Stellen, an der die Spuren beginnen in verschiedene Richtungen zu gehen, denn dann wird die weniger befahrene bis zum letzten Zentimeter, ach was Millimeter, ausgenutzt um sich dann in die träge Schlange reinzuquetschen… Meinen größten Respekt geht hierbei an den Fahrer mit dem BMW X5-Raumschiff, der es tatsächlich geschafft hat, sich in eine 50 Zentimeter Spalte zu zwängen. Die Motorhaube des Renault Clio dahinter hat ja eh genug Knautschzone.

Noch witziger finde ich aber natürlich die Fahrer selbst. Vom berühmten halbherzigen Nasenbohren (ja, lieber Golf-Fahrer, auch dich habe ich gesehen), Streit unter Partnern, jaulenden Hunden und auf Armaturen liegenden Katzen bis hin zum herzhaften Singen ist alles dabei.

Ich schließe mich da natürlich selbst nicht aus und sortiere mich anstandslos in die Kategorie “lauthals-falsch-singendes Popsternchen” ein. Dank Spotify, Bluetooth-Radio und Ladekabel gehen mir die Songs nie aus. Sicher zum Leid aller anderen Fahrer zu jeder Jahreszeit, denn mein Fenster ist, bedingt durchs Rauchen, schon mal offen.

Fazit: Einerseits würde ich meinen Anfahrtsweg sofort tauschen, andererseits kann ich das meinem (unfreiwilligen) Publikum nicht antun.